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„Ein nachhaltiger Sprachenerwerb schlägt jeden Übersetzer“

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„Ein nachhaltiger Sprachenerwerb schlägt jeden Übersetzer“

Wer in einer Fremdsprache ein Sprachniveau der Stufe B2, einer fortgeschrittenen Stufe, erreicht, kann sich scheinbar mühelos mit Muttersprachlern und komplizierten Texten auseinandersetzen. Doch warum soll man überhaupt noch jahrelang eine Sprache lernen, wenn es doch heutzutage Übersetzer gibt? Dazu bezieht Kevin Laube erster und einziger Absolvent des Spanisch Sprachdiploms auf B2 Level am Gymnasium Kenzingen in einem Interview mit Ferdinand Ghani von der PresseAG Stellung. Kevin Laube gelang es als erstem Schüler des Gymnasiums Kenzingen, bei der DELE-Prüfung des Instituto Cervantes das Level B2 sehr erfolgreich zu bestehen. Dieses Diplom öffnet ihm nun Türen in der spanischsprachigen Welt.

PresseAG:

Wie ist denn deine Liebe zu Spanisch eigentlich entstanden?

Kevin Laube:

Sprachen haben mir schon immer grundsätzlich viel Spaß gemacht, egal ob Französisch oder Englisch. Als wir in der achten Klasse dann vor die Wahl des Profilfachs gestellt wurden, stand für mich auch außer Frage, dass ich Spanisch wähle, weil es immer interessant ist, eine neue Sprache zu lernen. Bei Spanisch hat einfach alles gestimmt: Die Lehrkräfte waren super, die spanische Kultur mag ich sehr und auch die Aussprache hat Charme.

PresseAG:

Wieso hast du dich für die anspruchsvolle Prüfung entschieden, wenn du dasselbe Sprachniveau ohnehin mit deinem Abitur nachgewiesen bekommst?

Kevin:

Das stimmt natürlich, dieses Diplom bietet allerdings auch einen gewissen Reiz. Die Prüfung war eine hervorragende Vorbereitung auf das Spanischabitur, da der Aufbau derselbe ist. Geprüft werden Hör- und Leseverstehen, es gibt eine mündliche Prüfung und einen Text muss man auch schreiben. Eine solche Prüfungssituation schon vor dem Abitur zu erleben, stellt eine gute Übung dar. Gut üben musste ich auch für das Zertifikat, was ich besonders auch im Unterricht merke, weil mich die intensive Vorbereitung nochmals deutlich besser hat werden lassen. Bei Bewerbungen sieht ein solches Zertifikat natürlich auch nochmal schöner aus als nur das Abizeugnis.

PresseAG:

Was in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen hat, sind KI-Gestützte Übersetzer. Ist es in Anbetracht dieses Angebotes nicht nachhaltiger, in der langen Zeit, die es benötigt, eine Sprache fließend zu sprechen, den Schülern andere Kernkompetenzen näherzubringen und sich dafür im sprachlichen Bereich mehr auf solche Dienste zu verlassen?

Kevin:

Ich denke nicht, dass es nachhaltiger wäre, weil man ja nicht nur eine Sprache, sondern auch eine völlig neue Kultur kennenlernt. Dazu gehören viele Aspekte, die Übersetzer nicht vermitteln können. Indem man eine neue Sprache lernt, kommt man in Kontakt mit neuen Musikrichtungen, neuen Rezepten und oft einem völlig neuen Lebensgefühl.  Zudem erhält man die Möglichkeit, sich auf der ganzen Welt zu verständigen. Außerdem ist Sprache ja auch eng mit Emotionen Verbunden. Diese werden von den Übersetzern ebenfalls nicht berücksichtigt.

PresseAG:

Wenn der natürliche Sprachenerwerb nachhaltiger ist, denkst Du trotzdem, dass sich beide Welten zu einem Optimalweg verknüpfen lassen?

Kevin:

Künstliche Intelligenzen können definitiv eine Hilfe beim nachhaltigen Sprachenerwerb sein. Wenn man beispielsweise eine Redewendung nicht kennt oder Begriffe nachschlagen muss, sind Übersetzer natürlich lohnenswert. Aber ein Übersetzer bleibt eben nur eine Hilfe und kein Ersatz für das eigentliche Lernen.

Text: Ferdinand Ghani (Klasse 10d)

Bild (PresseAG): Kevin Laube